Naturmärchen „Die Sommergöttin und der Sommergott“

Die Sommerzeit und ihre Geschenke

Die frische Maibrise hat sich in einen warmen Sommerwind verwandelt, der mir durch die Haare weht. Die Temperaturen werden immer wärmer und die Tage länger.

Um die Mittagszeit muss ich jetzt einen schattigen Platz aufsuchen, so heiß ist es geworden. Ich nehme unter einer Linde Platz, die gerade noch blüht und lehne mich an ihren Stamm. Es duftet herrlich süßlich und der liebliche Duft der Maienzeit vermischt sich, mit dem Duft vom ersten gemähten Heu. Ich schließe die Augen, um ein wenig auszuruhen, ein halbes Jahr ist nun schon vorbei gegangen.

Durch das Blätterdach der Linde fallen goldene Sonnenstrahlen und als ich irgendwo – zwischen dem Wach- und Traumzustand – in die Sonne blinzle, kommen zwei unglaublich strahlende und leuchtende Wesen auf mich zu.

Es sind die Sommergöttin und der Sommergott.

Die Göttin, in einem strahlend gold-gelben Kleid, sie ist schwanger und strahlt das pure Leben aus. Auf ihrem Kopf trägt sie einen Kranz aus gelben Blüten, sie wirkt in sich ruhend und auf eine sehr sanfte weise, unglaublich kraftvoll und stark. Sie strahlt von Innen und ist in ihrer vollen Kraft.

Und an ihrer Seite der Sonnengott, in einem strahlend gelben Gewand. Von ihm gehen unzählige kräftig gelbe Strahlen aus. Die Sonne selbst ist seine Krone. Die beiden sind eine strahlende Einheit und doch steht jeder für sich.

Ich möchte etwas sagen, doch ihr wunderschöner, leuchtender Anblick hat mir die Sprache verschlagen.

Ich genieße einfach den Moment. Ich bin beeindruckt, von den goldenen Strahlen, die von den beiden ausgehen. Sie fließen aus ihrem Herzen und umgeben sie, wie ein Mantel aus Licht.

Sie kommen näher und deuten mir an, aufzustehen und meine Arme auszubreiten. Ich vertraue ihnen und breite meine Arme aus, der warme Sommerwind umschmeichelt mich.

„Danke, für dein Vertrauen.“, sagen die Sommergöttin und der Sommergott. „Wir bitten dich, auch dein Herz zu öffnen.“

In vollem Vertrauen öffne ich nach meinen Armen, jetzt auch mein Herz.

Plötzlich geht ihr Strahlen, dieses unglaublich schöne, goldene Licht auch auf mich über. Ein Strahl fließt von ihren Herzen direkt in mein Herz und auch aus meinem Herzen fließt ein goldener Strahl zu ihnen. In diesem Moment kann ich das goldene Licht nicht nur sehen, sondern auch fühlen. Es fühlt sich angenehm warm an und leicht. Es breitet sich überall aus und stärkt und nährt mich.

„Alles ist über die Liebe verbunden.“, sagen sie zu mir.

Im nächsten Moment überreichen mir die beiden ein Behältnis, das aussieht, wie eine goldene Blüte.

„Öffne es.“, sagen sie liebevoll zu mir.

Ich öffne die Blüte und auch aus ihr strahlt goldgelbes Licht. Und als dieses auf die Sonnenstrahlen trifft – die durch die Baumkrone fallen – kann ich Formen und Farben darin erkennen.

Ich sehe bildhaft alles, was ich in dem vergangenen halben Jahr schon geschafft habe, meine Erfolge, meine liebevollen Taten und auch meine innewohnenden Talente und meine Gaben. Ein paar Tränen rollen über meine Wangen, so schön und wohltuend ist dieser Anblick.

Und als das goldene Strahlen meiner Stärken und Talente verblasst, wird eine goldene Kugel in der Mitte des Behältnisses sichtbar.

„Was ist das?“, frage ich die Sommergöttin und den Sommergott.

„Dies ist dein heiliger, innerer Kern. Wir möchten dich daran erinnern.

Nun ist die Zeit im Jahr gekommen, wo du alles Schwere, des letzten halben Jahres loslassen darfst. Erinnere dich an deinen heilen, goldenen, inneren Kern, der immer da ist. Berge deine inneren Schätze, sei stolz auf dich, erkenne deine besondere Gabe. Deine Seelenaufgabe, hier auf der Erde.

Du bist heilig. Du bist unendlich wertvoll und geliebt.“, sagen sie mit ihren sanften Stimmen zu mir und ich nehme mir diese Worte tief in mein Herz.

„Wir werden dich jetzt noch eine Weile begleiten und dich stärken.“, sagen sie zum Abschied. „Du findest uns in den Strahlen der Sonne, in den goldenen Blüten dieser Zeit und auch in deinem eigenen inneren, goldenen Kern, deinem Herzen.“

Und der Sommerwind umschmeichelt mich noch ein Weilchen und die Erde trägt mich und es fühlt sich an, als würde auch sie mich wiegen, wie ein geliebtes Kind.

So goldene Momente, schenkt uns die magische Sommerzeit und die Naturwesen, wenn wir unser Herz dafür öffnen. Lassen wir uns intuitiv leiten, zu welchen Plätzen es uns zieht! Dann tankt uns die Natur mit ihren Kräften wieder auf. So heilsam, so heilig, so schön.

Zieht es dich zum Wasser oder in den Schatten? Welche Farben und Pflanzen und Bäume begeistern dich besonders, in dieser Zeit? Ruft dich das Meer, der See oder der kühle Wald? Was passiert, wenn du deine Arme und dein Herz öffnest, für die Strahlen der Sonne?

Mögen der Sommergott und die Sommergöttin jedem und jeder von uns – diesen Sommer – einige magische Momente schenken. 

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Sarah Alruna