Menstruation – Das heilige Blut

Immer noch befinden wir uns bei diesem wichtigen Frauenthema im Tabubereich.

Aber wie kann das sein, dass im angeblich aufgeklärten 21. Jahrhundert dieses Thema nach wie vor fast keinen Stellenwert in unserer Gesellschaft hat. Wenn man bedenkt, dass das weibliche und die weibliche Energie viele Jahrtausende sehr verehrt wurden. Die ersten Göttinnenfunde gehen über 40 Tausend Jahre zurück, erst viel viel später haben männliche Gottheiten im Weltbild Einzug gehalten. Unzählige Riten gab es einst auf dieser Erde, die den Menstruationszyklus und die lebensspendende Kraft des heiligen Blutes gefeiert haben. Diese uralten Traditionen sind in unseren Zellen abgespeichert, wir brauchen uns nur wieder daran erinnern.

Warum wurde der Menstruationszyklus und das heilige Blut im aufkommenden Patriarchat immer mehr verdrängt, abgewertet und dämonisiert? Frauen wurden von allen rituellen Handlungen und dem Erleben der Mysterien bis heute in fast allen Großreligionen ausgeschlossen!

Die Sensibilität der Frau ist während der Menstruation um ein vielfaches gesteigert, ihre Öffnung für andere Bewusstseinszustände ist ein natürliches Geschenk. In dieser Zeit ist die Frau hoch spirituell und stark mit den Schöpferkräften verbunden. Die Menstruation ist ein machtvolles Ereignis mit dem Frau regelmäßig mit der weiblichen Urkraft in Kontakt kommt. 

Frauen sind aufgrund ihrer tiefen Verbundenheit während dieser Zeit besonders kraftvoll und machtvoll und da weibliche Kraft und Macht für die damals aufkommenden männlichen Strukturen eine Gefahr darstellte wurde die heilige Zeit der Frauen so stark unterdrückt, abgewertet und in den „Schambereich“ verschoben. Das heilige Blut wurde als unrein bezeichnet und so stark bekämpft, dass es bis heute tief in das weibliche Bewusstsein eingeprägt ist, denn immer noch gibt es Frauen und vorallem auch junge Mädchen die sich vor ihrem Menstruationsblut ekeln und viele Frauen erleben diese besondere Zeit eher als Leidenszeit statt als kraftvolles Ereignis.

Ein patriachales System das linear ausgrichtet ist auf auf ständige Steigerung pocht, sieht keinen Platz für das zyklische Wesen der Frau vor und so sehen Frauen oftmals diese kraftvolle Phase ihres Zyklus als Schwäche, den während das Blut fließt ist die Frau sehr berührbar. Tief in ihrem inneren spürt sie das Bedürfnis nach Rückzug und Stille, aber unsere moderne Kultur sieht keinen Raum für diese besondere Zeit vor.

Nach der Welle der weiblichen Emanzipation der letzten fünfzig Jahre wurde die Weiblichkeit mit sehr männlichen Eigenschaften besetzt, es verlangt oftmals von Frauen, das sie ein Männer kopierendes Auftreten im Arbeitsbereich unter Beweis stellen müssen, dabei ist unsere wahre Stärke nicht im Wettkampf mit dem Mann zu finden, sonder in der Rückverbindung mit der urweiblichen Kraft.

Dieser kommen wir näher, wenn wir unser zyklisches Wesen wieder anerkennen und Raum geben und uns mit der bewussten Arbeit an uns selber beschäftigen. 

Frauen sind durch den Menstruationszyklus ganz anders in ein zyklisches Geschehen eingebunden wie Männer, somit hat das zyklische im weiblichen Bewusstsein einen anderen Stellenwert. Männer nehmen aufgrund ihrer linearen Ausrichtung Kreisläufe in ihrem Körper meist nicht so deutlich wahr. Das ist nicht besser oder schlechter, es ist nur anders. Das hat nichts mit einer Abwertung des Männlichen zu tun. Genauso, wie die physische und zielgerichtete Kraft des Mannes ein Geschenk der männlichen Natur ist, ist die zyklische Kraft und Weisheit ein Geschenk der weiblichen Natur.

In den alten Göttinnenkulturen und auch in der indianischen Kultur haben sich Frauen in moon lodges (Mondhütten) versammelt, einem Rückzugsort an dem sie ihre Menstruation ausleben konnten und von den alltäglichen Pflichten befreit waren. Während ihres freiwilligen Rückzugs traten sie in direkte Verbindung mit der Erde und dem Universum, sie entwickelten ihre Spiritualität, ihre Intuition und ihre Gabe als Träumerin und Heilerin, sie standen mit allen Formen des Lebens, der Erde, den Pflanzen und Tieren in Kontakt. Der Rückzug hatte heilsamen und wertschätzenden Charakter für die Gemeinschaft und war von den Männern hoch angesehen, den von Natur aus gehen Männer mit dem zyklischen Wesen der Frau in Resonanz und nicht in Konkurrenz. Tief in ihrem inneren fühlen sich Männer sehr wohl, wenn sie sich am zyklischen Wesen der Frau orientieren können, da ihnen durch ihre lineare Ausrichtung so auch ein gesundes Maß an Ruhezeiten und produktiven Phasen vorgeben wird, das in der heutigen Zeit leider gänzlich fehlt.

Um die weit verbreiteten Menstruationsbeschwerden natürlich zu heilen, wäre eine gute Möglichkeit sich seinen emotionalen Phasen während eines Monats zu widmen. Wenn man sich während der Blutungszeit Phasen der Ruhe und des „Nichtstun“ gönnt, merkt man sehr schnell, das mit dem fließen des Blutes auch gebunkerte Emotionen fließen, die geheilt werden möchten, den das Blut bringt monatlich das ins Bewusstsein, was der Heilung bedarf. Denn vieles was Frau nicht fühlen will, vieles was Frau nicht fühlen kann und vieles was Frau von ihren Ahninnen übernommen hat, speichert sie im Becken ab, und damit benötigt es auch die bewusste Arbeit an sich selber, um diese seelischen Wunden zu heilen, und somit heilen automatisch auch die Beschwerden rund um die Menstruation.

Für uns Frauen ist das in der heutigen Zeit fast nicht vorstellbar, aber nichts nährt die weibliche Energie mehr als immer wieder Phasen des „Nichts Tun“ – „Einfach Sein“.

Teile des Textes wurden aus dem Buch Sacred Woman von Heidemarie Heimhard nachrecherchiert.